Sonntag, 8. Februar 2015

Elisabeths Geschichten: Wühlmausfraß

E. Brune © H. Brune
Der Winter verlief bislang mild und die Wühlmäuse öffnen ihre Gänge bereits nach aussen hin. Zu dieser Zeit nehmen sie gerne Wühlmausköder an und lassen sich etwas dezimieren. In meinem Garten richteten sie in den letzten Jahren unglaubliche Schäden an. Grosse Sträucher und junge Bäume fielen ihnen zum Opfer, von Rosen und Stauden einmal abgesehen. 

Im letzten Jahr liesen wir uns eine neuartige Wühlmausfalle aus der Schweiz schicken, die erhebliche Wirkung zeigte. Doch bei ihrer ungeheueren Fruchtbarkeit sind diese Tiere wohl nie ganz auszurotten. Mit 3-5 Würfen pro Jahr, nach 22 tägiger Tragezeit, mit durchschnittlich 4-6 Jungen, die ihrerseits nach 60 Tagen bereits geschlechtsreif sind, lässt sich ihrer kaum Herr werden. Von Natur aus soll es starke zyklische Bestandsschwankungen geben, bei uns sind aber immer nur viele Tiere aktiv. 

Wühlmäuse gehören zu den Kleinsäugetieren und sind Nagetiere. Zwei scharfe Schneidezähne befinden sich jeweils im Ober- und Unterkiefer, diese wachsen beständig nach, so sind sie immer einsatzbereit. Diese Mäuse betätigen sich als Wühler sowohl des Tags als auch des Nachts über. Sie entwickelten sich zu 150 Arten und bevorzugen leichte und mittelschwere Böden, darin lässt sich einfach leichter wühlen. Ihr verzweigtes Gangsystem wird, zumindest in den den Hauptgängen, Jahr für Jahr erneut genutzt. 

Wir scheinen, sozusagen, eine Wühlmausautobahn zu besitzen. Vom Wäldchen aus führt dieser Gang, unter einem Gartenweg her, zu eine bestimmten Beet. Über Wochen hinweg wurde mit besagter Falle, immer an der gleichen Stelle eingesetzt, eine Maus nach der anderen gefangen. Das hat schliesslich Wirkung gezeigt. Zum erstenmal blühten die Dahlien an der Terrasse ganz wunderschön. Vorher verzehrten die Wühlmäuse die saftigen Knollen mit Genuss. 

Zu ihren natürlichen Feinden gehören, unter anderen, Greifvögel und Eulen. Da gibt es eine Besonderheit, die den Eulen, die ja Nachtjäger sind, das Auffinden der Wühlmäuse im Gelände erleichtert. Diese nehmen, gleichzeitig mit ihrer pflanzlichen Nahrung, auch bestimmte pilzliche Stoffe zu sich. Ihr Urin reichert sich dadurch mit ultavioletten Licht an. Für die nachtsichtigen Eulen ist es deshalb ein leichtes, ihre Wege und Tunnel zu erkennen. Wühlmausgänge ziehen sich flach unter der Erde dahin. Wir erkennen sie leicht an ihrer walzenartigen Form. Wühlmaushaufen sind flacher und nicht so schön hoch und rund wie ein Maulwurfshaufen. Der Maulwurf hat sein Loch in der Mitte des Kegels, die Wühlmaus an der Seite. 

An den ersten schönen Tagen dieses Jahres ging ich in den Garten, um die stehen gelassenen Blütenstände der "Fetten Henne" ab zu schneiden. Von dem vielen Regen sahen sie nur noch zerfleddert und zerzaust aus. Der niederländische Gartengestalter Piet Oudolf propagierte vor einigen Jahren Verblühtes im Herbst nicht abzuschneiden, um dem winterlichen Garten mehr Struktur zu geben. Diese bizarren Formen zeigen ein zauberhaftes Bild, wenn Raureif sie überzieht oder leichter Schneefall auf ihnen liegenbleibt. Nun stellte sich bei der Arbeit heraus, das die Wühlmäuse wieder einmal die Wurzeln der Sedumgewächse und auch der halbhohen Herbstastern abgenagt hatten. Als ich die Stängel anfasste, hielt ich schon die Restpflanze in der Hand. Da überkommt einem doch die kalte Wut. Zwar wachsen die Pflanzen, fest angedrückt, in einem feuchten Frühjahr weiter, benachteiligt bleiben sie doch.