Donnerstag, 1. Januar 2015

Elisabeths Geschichten: Eisblumen

E. Brune © H. Brune
In meiner Kindheit gab es sie noch die Eisblumen. Diese wunderschönen, in kalten Winternächten entstandenen Raureifblumen auf den Fensterscheiben. Minustemperaturen kristallisierten Luftfeuchtigkeit auf dem Glas zu bizarren, an Blumen erinnernden Formen.

Wachten wir des Morgens in unseren natürlich ungeheizten Schlafzimmern auf waren sie wie von Zauberhand gemalt auf einmal da. Diese traumhaften Gebilde entlockten uns wahre Freudenrufe. Waren sie doch ein kostbares Geschenk des Winters an uns. Mit bloßen Füßen liefen wir über die kalten Dielen zum Fenster. Mit unserer Atemluft hauchten wir dann solange gegen das Eis bis ein kleines Guckloch entstand. Mit klammen Fingern wurde es noch ein wenig größer gerieben. Mit einem Auge späten wir dadurch hinaus in den winterlichen Garten, der uns nun noch geheimnisvoller erschien.

Inzwischen gehören Eisblumen der Vergangenheit an. Sie sind den gut geheizten Wohnungen mit doppel- und dreifachverglasten Fensterscheiben zum Opfer gefallen. Schade eigentlich.

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