Jeden Donnerstag schreibt Elisabeth Brune in unserem Blog eine kleine Geschichte aus ihrem Garten. Die heutige Geschichte ist die Sechste in dieser neuen Reihe:
So hässlich der Name ist, so vollkommen schön sind in Wirklichkeit diese sommerlich-herbstlichen Wochen, die im Volksmund unter der Bezeichnung ‘Altweibersommer’ laufen. Woher kommt dieser Name?
Er hat mit den vielen, im Morgendunst in allen Größen im Gebüsch und Gras weis leuchtenden Spinnennetzen zu tun und den langen Spinnenfäden, die der Wind hin und her weht, so dass sie sich im Gestrüpp verfangen. Die Netze und Fäden sind aber nur in der Frühe so auffällig, durch tausende von kleinsten Tautropfen, die sich auf ihnen aufgereiht haben, wie Perlen an eine Kette. Die höher steigende Sonne trocknet den Tau dann hinweg und die Netze verschwinden wieder aus unserer Wahrnehmung.
Diese weißen Spinnennetze wurden mit den – pardon – weißen Haaren alter Weiber gleichgesetzt.
So wie eine älter werdende Frau normalerweise weiße Haare bekommt (die Herren der Schöpfung übrigens auch – sofern sie noch welche haben) zeigt auch der ins Alter gekommene Sommer weiße Farbe. “Alte Weiber” mit weißen Haaren gibt es dank der Kunst der Friseure kaum noch. Über Jahre hinweg habe ich eine Bekannte ob ihrer weizenblonden Haarpracht bewundert. Wenn ich mein eigenes Haar färben wollte, bekam es nur einen unangenehmen Stich ins rötlich-orange, also lies ich es sein. Meine Bekannte aber war wohl eines Tages überarbeitet und vernachlässigte ihre Haarpflege und plötzlich entdeckte ich einen breiten weißen Scheitel auf ihrem Kopf.
Die Spinnennetze jedoch verwandeln das bescheidenste, naturbelassene Grundstück in ein wahres Kunstwerk. Unser eigenes, zum Rand hin ansteigend und nicht gemäht, hat unterschiedliche Höhen und auf allen Ebenen spannen sich die kleinen Netze wie die Sonnensegel, die man auf Bildern südlicher Urlaubsländer sich den Berg hinaufziehen sehen kann.
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