Jede Woche erzählt Elisabeth Brune in unserem Blog eine Geschichte aus ihrem Garten. In dieser Woche geht es noch einmal um die gerade beendete Osterzeit:
Ostern, das Fest der Auferstehung, fällt im Gegensatz zu Weihnachten nicht auf einen festen Termin, sondern richtet sich nach dem Mondzyklus. Wir feiern es immer am ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond. In diesem Jahr konnten wir es relativ früh, bereits Anfang April, begehen.
Das Osterwetter wurde wesentlich besser, als im Wetterbericht angesagt, und der Osterhase bekam kein nasses Fell bei seiner Arbeit. Florian, Franziska und Fabian brauchten allerdings warme Jacken bei ihrer Suche nach den Ostereiern.
Als fast alle Eier gefunden waren, mit etwas Schwund muss mann rechnen, ging es zum festlichen Osterfrühstück, an den mit duftenden Veilchen geschmückten Tisch. Da denke ich an die Osterfeste meiner Kindheit zurück, die, in der Erinnerung jedenfalls, immer mit schönem Wetter gesegnet waren.
Von uns Kindern erforderten sie größere Vorbereitungen, der ganze Ostersamstag ging damit hin. Zuerst holten wir aus der nahen Sandkuhle mit Hilfe von Eimern und einem Bollerwagen, ganz hellen und feinen Sand. Daraus formten wir, auf der überdachten Veranda, Mulden mit erhöhtem Rand, für jedes Kind eine.
Anschließend zogen wir mit Körben in den Wald, Moos holen. Es gibt viele verschiedene Moosarten. Wir brauchten für unsere Zwecke das ganz dichte, weiche,fast samtartige, dunkelgrüne Polstermoos. Dieses Moos ließ sich besonders schwer finden, denn es gehört zu den seltenen Sorten. Manchmal behalfen wir uns mit einem hellerem flächig wachsendem Moos, aber so schön fanden wir es nicht. Mit dem Moos kleideten wir die Sandmulden innen und außen aus. Kein helles Fleckchen durfte mehr zu sehen seien, erst dann war das Nest vollkommen.
Die Wurzelmulden der hohen Buchen im Park liessen sich ebenfalls gut zu Osternestern umfunktionieren. Das dachte sich auch der Osterhase, immer wieder nutzte er sie als Versteck. Waren wir mit dem Nesterbau fertig, musste noch die ganze Hoffläche geharkt werden, um dem Osterhasen einen gebührendem Empfang zu bereiten. Dieser sollte am Ostersonntagmorgen seine Arbeit früh getan haben, denn wir Kinder standen ebenfalls früh auf.
Einmal fanden wir ausgeblasene Hühnereier, mit einer Schokoladen-Keks-Masse gefüllt, in unsern Nestern, sehr lecker übrigens. Da hatte meine allzeit sparsame Mutter sich etwas einfallen lassen. Von Salmonellen sprach damals noch keiner. Ein Pappmasche Hase, mit einer Möhre in den Vorderpfoten, war einmal mein größter Osterwunsch.
Schon Wochen vor dem Fest stand er im Schaufenster des winzigen Kolonialwarenladens gegenüber dem elterlichem Hof. Ich hatte mein Herz an ihn verloren und plagte täglich meine Mutter damit, ihn mir kaufen zu dürfen, sie lehnte jedes Mal ab. Eines Tages war er aus der Auslage verschwunden und meine Trauer groß, war doch jede Hoffnung dahin, ihn jemals mein Eigen nennen zu können. Zu Ostern aber, ja wirklich, da saß er fröhlich lächelnd in meinem Nest. Meine Freude kannte keine Grenzen.
Mein Vater nahm uns Kinder in den Tagen vor Ostern regelmäßig zu einem Waldspaziergang mit. Wir gingen gerne mit ihm, denn er wusste immer allerhand zu erklären und zu erzählen. Wir hatten viel Spaß miteinander.
Plötzlich entdeckten wir in buntes Stanniolpapier verpackte Schokoladeneier auf dem Waldboden. Sie leuchteten uns aus dem jungen Grün entgegen. Welche Überraschung und welches Glück, Süßigkeiten bekamen wir damals selten. Mein Vater hatte sie immer als Erster entdeckt. Gingen wir allein in den Wald, fanden wir niemals Eier soviel wir auch schauten. Mein Vater hatte wohl bessere Augen als wir.
Zum Ostersonntag gehörte natürlich der Gottesdienstbesuch, in der kleinen, alten Dorfkapelle. So bescheiden sie auch war, wurde sie an der Stirnseite doch geschmückt von einem großem buntem Glasfenster, gestiftet von einer alteingesessenen Bauernfamilie.