Jeden Donnerstag schreibt Elisabeth Brune in unserem Blog eine kleine Geschichte aus ihrem Garten oder ihren reichen Erinnerungen. Heute geht es erneut um frühere Weihnachtsbräuche auf dem Land:
Nun kommt es bald das Christkind - Heute abend schon - Wieviel Kinder warten sehnsüchtig darauf.
Warten auf dieses geschlechtsneutrale, ewig kindliche Wesen im Sternenkleid. Dieses freundliche, liebevolle Wesen, das alle Kinderwünsche erfüllen kann. Nur sehen, sehen kann man es nicht.
In meiner Kindheit ritt es noch mit dem Eselchen über Land. Von einem Bauernhof zum anderen. Weil die Wege weit waren und der Gaben so viele brauchte das Eselchen unterwegs eine Stärkung.
Mit Vaters Hilfe suchten wir Kinder eine Runkelrübe aus, wuschen sie und legten sie mit etwas Heu vor die Deelentür. Runkelrüben sind eine besondere Delikatesse für das Eselchen. Jedes Mal sahen wir sie angeknabbert und das Heu war ganz verschwunden.
Aber Spuren, Hufspuren im Schnee, konnten wir nie entdecken. Wochen vor dem Fest verfassten wir Wunschzettel, in unserer besten Handschrift, malten Bildchen dazu und deponierten sie auf der Fensterbank im Flur.
Am nächsten Morgen fanden wir nur noch einen silbernen Lamettastreifen, vom Christkind hinterlegt, zum Zeichen, dass es persönlich vorbei gekommen war, die Wunschzettel abzuholen.
Nun brach die lange Zeit des Wartens an, warten auf den 'Heiligen Abend'. Meine Mutter verschloss am Abend vorher die Tür der guten Stube - damals gab es sie noch die 'Gute Stube' - damit das Christkind ungestört seine Gaben aufbauen konnte. Wir Kinder hingen den ganzen Tag vor dem Schlüsselloch um einen Blick von dem Wunderbaren zu erhaschen, aber nie sahen wir etwas.
Meine Mutter tröstete: "Wenn ihr groß seid könnt ihr das Christkind sehen". Wie hoffte ich darauf. Als ich groß war, hatte ich längst begriffen; nie werde ich das Christkind sehen.
Den Zauber und das Geheimnisvolle dieser Kindheitsweihnachten umwebt das Fest für immer mit einem märchenhaften Glanz. Die Kinder von heute können per Post mit dem Christkind in Verbindung treten. Es antwortet sogar. Anschrift:
An das Christkind
Weihnachtspostfiliale
16798 Himmelpfort
Wer hat sie erfunden, die Figur des Christkindes? Sie ist ja nicht mit dem Christuskind gleichzusetzen, dessen Geburtstag wir heute feiern. Im Autoradio als Quizfrage gestellt gab es vier Antworten zur Auswahl:
1. Der Evangelist Lukas
2. Thomas von Aquin
3. Meister Eckhart
4. Martin Luther, der Reformator
Die Fahrt war beendet, bevor die Auslöung kam. Ich tippe auf Martin Luther, dem Vater einer größeren Kinderschar. Sollte es jemand wissen, bitte melden.
Ein glückliches Weihnachtsfest wünscht euch eure Elisabeth.
Eine Auflösung der Frage, wer der ‘Erfinder’ des Christkindes war, kann man in dem Artikel in der Wikipedia finden.